Das ist kein Spielbericht, das ist ein Volleyball-FAQ. Zeigt diesen Text jedem, der Volleyball noch nicht verstanden hat. Zeigt ihn Leuten, die fragen: „Warum hat der eine Spieler ein anderes Trikot an? Boah, die Nummer 10 kann aber feste hauen! Bis wie viele Punkte geht so ein Satz?“
In der Gaming-Branche würde man sagen: „Der FCJ Köln hat das Spiel ‚Volleyball‘ am Wochenende einmal durchgespielt.“ Und das mit allem, was dazu gehört: fantastische Ballwechsel, unterirdische Fehler, phänomenale Aufschläge, katastrophale Aufschläge, ein Spiel aus der Hand geben, ein Spiel drehen, ein Bänderriss, ein Titel und jede Menge Emotionen.
Los ging es am Samstagabend im Ligaspiel bei den Tebu Volleys. Die Zeichen standen auf ein Auswärtsspiel der Kategorie „unangenehm“ – und das wurde es, wenn auch mit Verzögerung. Den ersten Satz dominierten die Jungs von Trainer Konstantin Wechsler, spielten ein solides Sideout und ließen die Gastgeber die Fehler machen. Auch im zweiten Satz sah es lange Zeit so aus. Doch Tebu arbeitete sich mit einer Aufschlagserie in das Spiel und konnte die Annahme stabilisieren. Trotzdem hatte der FCJ Satzbälle, die Tebu aber alle abwehren konnte und letztlich zum 1:1 ausglich.
Von da an lief nichts mehr zusammen. Nahezu alle Aufschläge waren direkte Fehler oder kamen ohne Druck über die Netzkante. Und auch der eigene Sideout wackelte immer häufiger. Dazu wehrte Tebu sehr gut ab: „Phasenweise hatte ich das Gefühl, wir spielen gegen eine Phalanx“, unkte Thiemo Schnorr nach dem Spiel. So gingen die Sätze drei und vier an die Gastgeber und der FCJ stand mit leeren Händen da.
Ein paar Stunden blieben zur Regeneration bis zum Pokal-Final4 am kommenden Tag. Dort traf der FCJ im Halbfinale auf Ligakonkurrent Hörde und machte genau da weiter, wo man in Tebu aufgehört hatte: zu behäbig, zu fehlerhaft, zu mutlos. Doch nach dem verlorenen ersten Satz änderte sich das. Ab da spielte der FCJ bis zum letzten Punkt des Finales den besten Volleyball der bisherigen Saison. Drei Sätze gewann der FCJ-Express gegen die Gastgeber (den letzten zu 33 nach einem großen Kampf beider Teams).
Im Finale um den WVV-Pokal wartete Zweitligist VV Humann Essen. Valters Lagzdins und Luis Henrichs katapultierten den Ruhrgebietlern massenweise Sprungaufschläge ins Kontor – von denen sie fast keinen kontrollieren konnten. Auch der Ausfall von Zuspieler Thiemo Schnorr, der zu Beginn des Spiels umknickte, verunsicherte das Team nicht. Deutlich wurden die ersten beiden Sätze gewonnen.
In Satz Nummer 3 lief es ebenfalls sehr gut, trotzdem siegten die Essener, die jetzt besser spielten und auch im vierten Durchgang die Oberhand behielten. Wie sollte es an einem Wochenende mit bis dato 12 Sätzen anders sein: Tiebreak! Es entwickelte sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum letzten Punkt, den Jan Eric Schneider im zweiten Anlauf auf Essener Seite versenkte. Dann war es amtlich: WVV-Pokalsieger 2019!
„Wir haben sehr gut gespielt und uns nicht beeindrucken lassen von den zwei verlorenen Sätzen in Folge. Wir haben gezeigt, dass wir viel besser spielen können als in Tebu. Das wollen wir in den nächsten Spielen immer zeigen“, sagte Interimstrainer Tim Burwitz nach dem Spiel. Nun geht es am 27. Oktober im Qualifikationsspiel gegen die SVG Lüneburg II. Der Sieger dieser Partie trifft im DVV-Pokal-Achtelfinale auf die United Volleys Frankfurt.